DYSPHAGIE

„50% aller Patient*innen nach Schlaganfall leiden an einer Schluckstörung …

… sowie 20-30% der von einer Demenzerkrankung Betroffenen […]. [B]ei Patienten nach prolongierter maschineller Beatmung sogar 70-80%.“

Die Zahlen sprechen für sich und es gibt noch weitaus mehr Betroffene.

Schluckstörungen (oder auch Dysphagien genannt) betreffen Schätzungen zufolge 5 Millionen Menschen in Deutschland – aller Altersklassen und das mit steigender Tendenz! Alleine mehr als 50 Prozent der Schlaganfallpatient*innen erleiden während der Akutphase eine Schluckstörung, sodass die Aufnahme von fester Nahrung und auch Flüssigkeiten erschwert sein kann.

Je nach Schweregrad der Dysphagie kann eine orale Nahrungszufuhr unmöglich sein, sodass die Patient*innen mit einer Sonde ernährt werden müssen. Bei einer Schluckstörung geht die Gefahr des Verschluckens einher, die zahlreiche, schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen kann, sodass die Schluckstörung sowohl logopädisch als auch immer von Seiten der Ärzt*innen abgeklärt werden sollte.

Anzeichen für eine Schluckstörung können Fieber, Gewichtsabnahme, Fremdkörpergefühl im Hals-/Rachenbereich, gurgelnder Stimmklang während oder nach dem Essen und Trinken, Speichel- oder Nahrungsaustritt aus dem Mund oder der Nase, Schmerzen oder (vermehrtes) Husten sein.

Wie kommt es überhaupt zu einer Schluckstörung?

Die häufigste Ursache einer Schluckstörung sind Störungen des Nervensystems. Dies kann durch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder verschiedene neurologische bzw. neurodegenerative Erkrankungen, wie beispielsweise Morbus Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS), Myastenia Gravis, Demenz etc., hervorgerufen werden.

Darüber hinaus können Schluckstörungen auch durch Erkrankungen oder Verletzungen des Rückenmarks, gut- und bösärtige Tumore im Kopf- und Halsbereich, Intubationen bei Operationen oder langfristige Beatmung und Cerebralparesen ausgelöst werden. Die nähere Betrachtung der unterschiedlichen Ursachen einer Dysphagie zeigt auf, dass alle Altersklassen von einer Schluckstörung betroffen sein können. So können z.B. bereits Säuglinge bedingt durch eine frühkindliche Hirnschädigung an einer Schluckstörung leiden. Bei älteren Menschen treten Schluckstörungen allerdings häufiger auf.

Logopädische Behandlung bei Schluckstörungen

Die logopädische Behandlung bei einer Schluckstörung ist unbedingt notwendig, da durch nicht beachtete Symptome eine akute Lebensgefährdung durch Erstickung, Lungenentzündungen (Aspirationspneumonie), Mangelernährung oder Dehydration besteht.

Die logopädische Therapie bei einer Schluckstörung bzw. Dysphagie kann wie folgt aussehen:

Zunächst werden bei einer eingehenden logopädischen Diagnostik, die durch eine klinische Schluckuntersuchung oder gegebenenfalls durch eine ergänzende instrumentelle Diagnostik (z.B. FEES) erfolgen kann, die Symptome festgestellt sowie diagnostiziert, in welcher/in welchen der vier Phasen des Schluckaktes die Schluckstörung vorliegt.

Das Ziel unserer Logopäd*innen ist es dann, nach Absprache mit ihren Patient*innen, die individuelle Therapieplanung vorzunehmen und konkrete Therapieziele zu vereinbaren. Je nach Schweregrad der Störung können beispielsweise Therapieziele sein die orofaziale und am Schluckakt beteiligte Muskulatur zu kräftigen, oder die orofaziale Wahrnehmung zu trainieren und die für den Patienten aktuell sicheren Nahrungskonsistenzen zu ermitteln, also die Koststufen festzulegen.

Teilweise kann die orale Nahrungszufuhr so erschwert und lebensgefährlich sein, dass die Ernährung (vorübergehend) über eine Magensonde erfolgen muss und zur Atemwegssicherung (Aspirationsschutz) eine Tracheotomie, also ein Luftröhrenschnitt, indiziert ist. In vielen Fällen, je nachdem welches Störungsbild zugrunde liegt und wie schwerwiegend die Schluckstörung ist, kann nach erfolgreicher Therapie auf die Trachealkanüle und ggf. auf die Ernährung über eine PEG-Sonde im weiteren Verlauf verzichtet und die orale Nahrungszufuhr wieder aufgenommen werden.

Uns ist es wichtig, dass wir bei der logopädischen Behandlung von Schluckstörungen immer von Anfang an auch das Pflegepersonal und/oder die Angehörigen einbeziehen und anleiten, um gemeinsam am Wohle des Patienten zu arbeiten und schnellstmöglichst Therapieziele erreichen zu können! 

Literatur: DGN – Neue neurologische Klassifikation von Schluckstörungen (PDF)

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